Aus [1]: Die weltweite ökologische Bewegung hat bereits einen langen und ereignisreichen Weg zurückgelegt und zahlreiche Bürgerverbände hervorgebracht, die der Sensibilisierung dienen. Leider pflegen viele Anstrengungen, konkrete Lösungen für die Umweltkrise zu suchen, vergeblich zu sein,

nicht allein wegen der Ablehnung der Machthaber, sondern auch wegen der Interesselosigkeit der anderen.
Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen.

Schellnhuber 2024: Die Passagiere wollen im Flugzeug lieber ungestört einen Film anschauen anstatt den abschmelzenden grönländischen Eisschild

Aus [2]: Sehr gut und zu diesem, „Don't Look Up“, will ich eine kleine Geschichte erzählen, die mir vor kurzem passiert ist. Ich habe schon erwähnt: Ich war in Washington DC für eine ganze Woche, und das kann man tatsächlich nur mit dem Flugzeug machen. Und es hat sich getroffen, in der Regel, wenn man in der Business Class sitzt, was ich benutzen darf, wenn ich also wirklich länger als 10 Stunden unterwegs bin, werden sofort die Jalousien runtergelassen. Die Leute fangen an, sich irgendwelche dämlichen Filme reinzuziehen, das ist einfach so, und zwar nonstop, drei oder vier hintereinander in diesem Fall. Ich schalte als einziges nur den Fluginformationsschirm ein, wo ich sehe welche die Trajektorie ist. Dann nutze ich die Zeit, um zu arbeiten und das war die Flugroute an diesem Tag. Sie sehen, sie führt direkt an der Südspitze des grönländischen Eisschildes vorbei und das zur Mittagszeit, und es war ein Hochdruckgebiet, also bestes Wetter. Also habe ich die Jalousie hochgemacht, und habe Fotos gemacht. Dann kam die Stewardess zu mir und sagte: Die anderen beschweren sich hier, dass sie ihre Filme nicht sehen können, das Licht stört sehr. Das heißt: Wir fliegen an einem der eindrucksvollsten Anblicke dieses Planeten vorbei, wo sie dem Eisschild beim Sterben zusehen können, und die Leute zischen, man sollte sie doch nicht stören bei ihrem Filmkonsum. Die Geschichte ging gut aus: Ich habe der Stewardess genau das gesagt. Dann kam sie zurück und sagte: Der Captain lädt mich ein ins Cockpit, mit ihm das von vorne in der Kanzel zu sehen. Österreich, ja das war war Austrian Airlines, also herzlichen Glückwunsch, ja, und dann haben wir eine Stunde über Klimawandel diskutiert, weil die sehen natürlich alles von oben. Die sehen die vielen Solarpanels, die man installiert hat, nördlich von Peking, die sehen den Eisschild und so weiter. Das sind die Bilder, die ich dann gemacht habe. Das ist absolut eindrucksvoll, aber Sie sehen da zum Teil schon links hier, dass diese Fjorde zur Hälfte schon geschmolzen sind.

Deswegen mein eigener kleiner Film, „Don't Look Down“. Das ist die Haltung der allermeisten Menschen: „Holt mich nicht aus der Komfortzone heraus, lass' mich meinen dämlichen Filmkonsum in Ruhe durchführen“ – selbst wenn wir direkt über einem der wichtigsten Kipppunkte dieses Planeten drüber fliegen, ja, und man sich selber einen Eindruck verschaffen könnte.

Quelle

  1. Papst Franziskus (2015). Enzyklika Laudato Si' von Papst Franziskus über die Sorge für das gemeinsame Haus. url: https://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20150524_enciclica-laudato-si.html
  2. Schellnhuber, Hans Joachim (Juni 2024). Keynote klimaaktiv Konferenz 2024. url: https://www.youtube.com/watch?v=aKQz6MYx2X767Euc